Kurzer Ausschnitt aus meinem Tagebuch während der Quarantäne
2 Tage bevor die Schulen geschlossen wurden, habe ich, aus einer spontanen Laune heraus, begonnen Tagebuch zu führen. Ich dachte, es hilft mir mit der neuen Situation und deren Herausforderungen besser klar zu kommen.
Ich habe mich dazu entschieden, einige Teile zu hier zu veröffentlichen, weil ich mir sicher bin, dass ich nicht die einzige bin, die sich momentan so fühlt.
Also los geht’s!
12. März 2020
Morgen ist der letzte Schultag für
mindestens 4 Wochen und alle werden verrückt. Die Hälfte meiner Freunde dürfen
ihr Haus nicht mehr verlassen.
Ich dachte die Apokalypse wäre cool,
mit Zombies und so. Aber nein, wir müssen natürlich die langweiligste
Apokalypse haben, die nur irgendwie möglich ist.
Sollten wir nicht mit coolen
Klamotten und Macheten durch die Wüste oder einen Wald streifen und nicht
genervt zuhause Schulstoff selbst lernen?
Also zusammengefasst geht die Welt
unter und mir ist langweilig.
13.März 2020
Es ist einfach alles mit Warten
verbunden. Warten darauf, was im Radio gesagt wird; darauf, dass wir wieder zur
Schule dürfen; darauf, dass die Zahlen der Erkrankten zurückgeht. Ich
hasse Warten. Anscheinend wird gerade über eine Ausgangssperre verhandelt.
Keine Ahnung, wann die Ergebnisse kommen. Noch mehr warten...
15. März 2020
Momentan rede ich mit meinen
Freunden. Es wirkt alles so normal. Als würden wir uns morgen einfach alle
wieder sehen. Aber das tun wir nicht; auch nicht übermorgen oder am Tag danach.
Wir werden uns eine ganze Zeit nicht mehr sehn. Nicht wirklich auf jeden Fall
18.März 2020
Ich warte immer noch sehnsüchtig auf
das Erscheinen von Zombies oder irgendwas etwas Ereignisreicheres. Aber es
sieht nicht so aus, als würde das in nächster
Zeit passieren.
In Venedig gibt es wieder Schwäne
und das Wasser ist klar genug um Fische zu sehen. Delfine sind an die Küste
Italiens zurückgekommen, die Luft fühlt sich so viel reiner an, ganz ohne
Flugzeuge. Also hat das Ganze auch seine guten Zeiten. Wie lange das wohl
anhält?
30. März 2020
Ich habe schon eine sehr lange Zeit
nicht mehr geschrieben. Ich sah keinen Sinn mehr darin. Aber da ist Sinn und
irgendwann wird die Isolation vorbei sein und diese Seiten werden nicht mehr
als Erinnerungen sein; etwas auf das man lachend zurück schauen kann. Zumindest
hoffe ich, dass ich das irgendwann kann.
Am Anfang habe ich noch Witze
gemacht; gesagt mir fehlen die Zombies. Mittlerweile will ich keine Zombies
mehr. Ich will mein Leben zurück. Ich will mit meinen Freunden auf der viel zu
kleinen Couch sitzen und viel zu schlechte Witze erzählen. Ich will mit ihnen
in meinem Keller sitzen und so lange irgendwelche Spiele spielen, bis wir alle
zu müde sind, um irgendwas zu verstehen. In den
letzten Tagen will ich öfter und öfter aufgeben. Ich will nicht mehr aufwachen
und mich fühlen als wäre ich eingesperrt. Schule ist eine semi gute Ablenkung.
31. März 2020
Ich vermisse Leute, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie
vermissen könnte.
Vielleicht mach ich zu viel Drama um
nichts. Vielleicht bin ich die einzige, der das alles so schwer fällt.
Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht.
Das einzige, das ich weiß, ist, dass
das irgendwann vorbei und alles wieder normal sein wird. Wir müssen nur einfach
weiter machen.
Für Zombies bin ich schon zu alt. Aber wer auch immer du bist, bitte schreib weiter, ich liebe dein Tagebuch - und kann einiges mitfühlen.
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